Mädelstour Bodensee-Königssee

Bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen starten wir in den frühen Morgenstunden, und das sogar mit einem erfahrenen Tourguide. Werner bietet sich ganz spontan an, uns drei Mädels – Christina, Karen und Miri – auf unserer ersten Etappe zu begleiten. Wir rollen uns ein und geniessen gemeinsam erst mal ein Frühstück in Friedrichshafen. Wenig später lotst uns Werner an Lindau vorbei, um direkt hinauf ins hügelige Allgäu zu radeln. Wir fahren entlang von Weiden und Wäldern und passieren zahlreiche idyllische Dörfer, bis wir schliesslich in Eglofs ankommen. Wir beziehen ein Hotel direkt am Dorfplatz und lassen dort den Abend gemütlich bei Biergartenatmosphäre ausklingen.

Am Sonntag Morgen verlässt uns Werner wieder. Er macht sich auf den Rückweg nach Überlingen. An dieser Stelle: vielen lieben Dank für die Begleitung auf unserem ersten Tourenabschnitt. Wir Mädels fahren weiterer über Schönau und Oberstaufen durchs Konstanzer Tal für einen Zwischenstop am Grossen Alpsee. Wir wechseln von Radtrikot auf Bikini und hüpfen direkt in den See. Eine sehr willkommene Abkühlung um die Mittagszeit. Kaffee und Kuchen runden das Ganze ab und wir fahren am frühen Nachmittag weiter. Schliesslich haben wir noch um die 400 fiese Höhenmeter auf kurzer Distanz vor uns, die uns noch etwas Kräfte rauben werden. Wir drücken jedoch tapfer die Kurbel und erreichen sehr bald Wertach, unser 2. Etappenziel. Noch bevor wir Ausschau nach der gebuchten Pension halten, zieht es uns wie ein Magnet in eine kleine Dorfgastwirtschaft. Die Sonnenschirmchen auf der Terasse sehen einfach zu nett aus, vielleicht ist es aber auch einfach der Durst, der uns dort hingetreibt. Jedenfalls gefällt es uns so gut, dass wir für das Abendessen dort einen Tisch reservieren und der Tag einen tollen Abschluss findet.

In der kommenden Nacht setzt der Regen ein, der sich in den frühen Morgenstunden jedoch wieder legt. Bei nassen Straßen packen wir Etappe 3 an. Unser Ziel heute ist Saulgrub, am Fuße des Ammergebirges. Doch zunächst steuern wir zielstrebig Speiden an, denn unser Vereinsmitglied Paul schwärmt uns von einer Wallfahrt in die Welt des Bieres vor. Diese Gelegenheit möchten wir nicht verpassen. Doch am Sudhaus angekommen, müssen wir leider feststellen, dass Betriebsferien sind. Nun gut, wir sind ja flexibel und begnügen uns schliesslich mit einem Cappuchino to go auf einer Sitzbank in Hopfen am See. Den Hopfen lassen wir vorerst einfach mal weg, da freuen wir uns besser später drauf. Wir passieren Schloss Neuschwanstein und entdecken am Wegesrand ein kleines Kneippbecken. Schuhe aus, Füsse rein. Wir genießen diese tolle Erfrischung, bevor wir über welliges Hügelland, mit viel Auf und Ab das Örtchen Wies mit seiner berühmten Wallfahrtskirche erreichen. Hier sind wir drei von einer Millionen Besucher, die jedes Jahr den Weg dort hin finden. Ein toller Ort, eine tolle Stimmung, ein tolles Erlebnis am Tag von Mariä Himmelfahrt. Das letzte Drittel des Strecke begleitet uns sogar noch die Sonne. Im Hotel in Saulgrub angekommen gönnen wir uns jetzt das obligatorische Ankuftsbier. Den Hopfenpegel können wir somit auch an Tag 3 halten.

Bevor wir Etappe 4 in Angriff nehmen, lassen wir bei einem Bikeservice einen Schaltzug nachstellen und pumpen nochmals ordentlich die Reifen auf. Nicht weit entfernt liegt bereits Oberammergau, die Heimat der weltberühmten Passionsspiele. Es ist wirklich ein Ort wie kein anderer. Es wuselt nur von Touristen. Wir nehmen die schöne Abfahrt nach Ettal in Angriff und erreichen schnell das weltberühmte Kloster, wo wir im Klostergarten von einem der Brüder mit einem „Herzlich Willkommen Überlingen“ empfangen werden. Wir gehen auf Erkundungstour und entdecken, eingebettet in das Gesamtensemble, die Klosterbrauerei. Sie ist eine der noch wenigen erhaltenen echten Klosterbrauereien, die in der Hand von Mönchen ist. Zeit für ein echtes Klosterbier muss also sein. Dann fahren wir weiter Richtung Norden. Das Murnauer Moos lassen wir links liegen und erreichen schliesslich Kochel am See, der uns nochmal zu einer längeren Pause einlädt. Der Kochelsee reiht sich in eine Reihe von kleineren und größeren Voralpenseen ein. Mit baumelnden Füssen im Wasser genießen wir den Anblick der Berge des Karwendels bevor wir schlußendlich nach Bad Tölz aufbrechen, wo wir uns in eine kleine Ferienwohnung einquartieren und den Abend gemütlich inmitten der Tölzer Altstadtgässchen in einem Biergarten ausklingen lassen.

An Tag 5 starten wir nach einem schnellen Bäckerfrühstück durch und orientieren uns Richtung Osten. Heute erleben wir nochmal Bayern wie aus dem Bilderbuch. Mit der Sonne im Gesicht fahren wir auf diesem Abschnitt einige Kilometer auf der Bundesstraße, um Strecke zu machen. Jedoch lassen wir die schönen Streckenabschnitte entlang rauschender Wildbäche und über die zahlreichen bewirtschafteten Höfe nicht aus. Die Bauernhäuser stecken reihenweise noch voller Tradition und präsentieren sich mit viel Liebe zum Detail. Einfach herrlich anzuschauen. Diese Kulisse, die frische Landluft und das Kuhglockengeläut, welches wir immer wieder wahrnehmen, ist Entschleunigung pur. Wir passieren das Nordufer des Tegernsees und machen unseren nächsten Halt am Schliersee, unter anderem bei der berühmten Destillerie Slyrs. Auch die Bikinis werden für eine kurze Abkühlung erneut ausgepackt. Es bietet sich uns ein traumhafter Blick auf das Mangfallgebirge mit Tegernseer und Schlierseer Berge und der Wendelsteingruppe. Den Wendelstein haben wir bis zum Etappenziel Bad Feilnbach immer im Augenwinkel. Sogar vom Balkon unserer Pension haben wir einen tollen Blick auf den exponierten Gipfel. Einen tollen Abschluss an diesem Tag finden wir erneut in einem Biergarten.

Die kommende Nacht stürmt es. Dicke Regenwolken mit viel Niederschlag setzten sich in Oberbayern fest. Den ersten Regen sitzen wir aus und wir beschließen das Etappenziel zu ändern. Wir fahren nicht, wie geplant, nach Traunstein, sondern nach Bad Reichenhall. Der Wetterbericht klingt erst einmal etwas niederschmetternd. Erwartet wird ergiebiger Dauerregen mit Niederschlagsmengen bis zu 80 l/m².

Unsere Taktik lautet deshalb: auf Etappe 6 so viele Kilometer als möglich zu machen, so dass zumindest eine Chance besteht, an Tag 7 dann die letzten verbleibenden Kilometer mit den Rädern in Schönau am Königssee einrollen zu können. Kurzerhand buchen wir die Hotels um und machen parallel zur A8 zwischen den Anschlussstellen Rosenheim umd Siegsdorf enorm gut Strecke. Die blau-weissen Schilder zeigen uns auf diesem Streckenabschnitt nicht mehr den Bodensee-Königssee-Radweg an, sondern eher die Auffahrten auf die Autobahn. Im Laufe des Tages drückt die Sonne nun doch noch durch die Wolkendecke, so dass das Gefühl aufkommt, vom eigenen Schatten verfolgt zu werden. Jedoch nicht nur der Schatten, auch die Zeit hängt uns etwas im Nacken. Die Regenprognose bleibt bestehen. Dessen ungeachtet lassen wir nicht die Gelegenheit aus, in Bernau am Chiemsee einen kurzen Foto-Stop einzulegen. Das erste Drittel der heutigen Tour ist geschafft. Nach weiteren 30 Kilometern füllen wir bei einem Italiener unsere Energiespeicher mit leckerer Pasta auf und greifen schliesslich das letzte Teilstück für diesen Tag an. Auf der Deutschen Alpenstrasse erreichen wir nun den äussersten Südosten Bayerns. Die letzten 20 Kilometer müssen wir es fast nur noch rollen lassen, die Muskeln dürfen wieder etwas entspannen. Exakt mit Radkilometer 100 fahren wir schliesslich in die Hotel-Tiefgarage in Bad Reichenhall ein. Und lediglich die letzten 4 Kilometer werden wir nass. Das letzte Mal in dieser Woche heisst es nun Trikots auswaschen und Föhnen. In der Zeit verzieht sich der Regen wieder, so dass wir vor unserem Abendessen im Hotel noch auf eine kleine Stadtbesichtigung los ziehen können. Die Fußgängerzone in Bad Reichenhall ist schnell abgelaufen. Was uns sehr beeindruckt, ist der Königliche Kurgarten im Herzen des Orts. Palmen und Bananenbäume erinnern ein wenig an unseren Überlinger Stadtgarten.

Es bleibt weiterhin spannend. Wir beobachten akribisch das Wetterradar. Noch sind wir nicht sicher, dass wir die letzte Etappe fahren können, aber wir bleiben optimistisch. Am kommenden Tag morgens um 7 Uhr sind wir buchstäblich hin und her gerissen: Fahren, ja oder nein? Da wir alle 3 am Königssee „richtig“ ankommen wollen, entscheiden wir uns schliesslich für Fahren. Sämtliches Regenequipment ist griffbereit. Los geht’s. 24 Kilometer und gute 350 Höhenmeter später erreichen wir das Ufer des Königssees. Geschafft! Wir sind stolz auf uns – in einer Woche sind wir nun 470 Kilometer und fast 4600 Höhenmeter geradelt. Ladylike müssen wir darauf natürlich mit einem Sekt anstoßen. Da es noch sehr früh am Tag ist beschließen wir, dass wir ganz klassisch, wie nahezu alle Touristen, die Bootsfahrt nach St. Bartholomä zu machen. Bei der Fahrt mit dem Elektrofahrgastschiff gleitet man fast lautlos entlang der Watzmann-Ostwand in Richtung der berühmten Wallfahrtskirche, die mit ihren markanten roten Zwiebeltürmchen schon von Weitem zu sehen ist. Auf halber Strecke lockt der Kapitän höchst persönlich mit seinem Flügelhorn das Echo aus der Wand, das zuverlässig ein bis zwei Mal von den steilen Berghängen widerhallt. Wahrlich ein beeindruckendes Erlebnis. Auf der Sonnentrasse des Fischerstüberl, in dem man die frisch aus dem Königssee gefangenen und speziell geräucherten Saiblinge und viele weitere Fischspezialitäten verkosten kann, finden wir noch Platz und haben durch die Wolken hindurch direkten Ausblick auf den Watzmann. Wir genießen die noch verbleibende Zeit, bevor wir mit dem Boot wieder nach Schönau zurück fahren. Dort angekommen müssen wir nun tatsächlich die Regenjacken anziehen. Auf der Fahrt zum Hotel in Berchtesgaden schüttet es wie aus Eimern. Dort angekommen können wir das Wasser aus den Schuhen leeren. Aber das ist in dem Moment völlig egal. Es ist einfach grandios, dass wir trocken durch die Woche gekommen sind.

Zusammengefasst: Tolle Tour, schöne Erlebnisse und bleibende Eindrücke